Das 18. Türchen unseres Adventskalenders
Wohnen in Bäumen? In der Torstraße gang und gäbe.
Straßenbäume verbessern unsere Lebensqualität: Sie kühlen die Stadt in heißen Sommern, filtern Schadstoffe aus der Luft und mindern den Lärm des Verkehrs. Gleichzeitig haben Städte längst einen hohen Wert für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Wer hätte gedacht, dass Straßenbäume zentrale Biotopverbundfunktionen übernehmen? Sie schaffen ökologische Trittsteine im Verkehrsraum, verbinden Parks, Höfe und Grünflächen miteinander und sind zugleich unverzichtbare Lebensräume für viele geschützte Arten.

Alter Baum als Lebensraum
Jede Baumhöhle und Astgabel kann eine kleine Wohnung der Natur sein – Kinderstube, Schlafplatz, Schutzraum für Vögel, Fledermäuse und Eichhörnchen. Werden Höhlen über Jahre hinweg genutzt und von Generation zu Generation weitergegeben, sind sie auch ganzjährig geschützt.

In Kronen und Baumhöhlen brüten z. B. Star, Kohl- und Blaumeise, Baumläufer, Kleiber, Gartenrotschwanz, Bunt- und Grünspecht sowie die Ringeltaube. Fledermäuse ziehen ihre Jungen groß und überwintern in Baumhöhlen und Rindenritzen, auch Insekten nutzen Bäume als Rückzugsorte.
Die Lebensstätten europäischer Vogelarten und Fledermäuse sind nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz und (EU-)unionsrechtlich geschützt. Das bedeutet für den Vorhabenträger: Vor einem Eingriff bzw. jeder Fällung müssen die betroffenen Arten erfasst und ihre Ruhe- und Fortpflanzungsstätten dokumentiert werden. Wenn Quartiere und Brutplätze wegfallen, sind rechtzeitig vor dem Eingriff funktionserhaltende CEF-Maßnahmen ( = Continuous Ecological Functionality) erforderlich – d. h. Ersatzquartiere wie Nistkästen oder Fledermauskästen müssen mit ausreichendem Vorlauf vor Beginn der Rodung angebracht und zum Zeitpunkt der Fällung bereits wirksam sein. Nur so kann die ökologische Funktionalität ohne zeitlichen Bruch erhalten werden.
Ein Straßenbaum und das ihn begleitende Grün – Sträucher, Stauden und Säume – sind damit ein Stück gelebter Biodiversität. Sie stehen für Artenvielfalt und ästhetische Erfahrung, die auch unsere Torstraße lebendig halten. Naturschutz im Lebensumfeld kann und muss als Maßnahme zur Förderung von Wohlbefinden und Gesundheit verstanden werden.
Nach unserer Kenntnis ist erst jüngst, also im Zuge der Ausführungsplanung, überhaupt eine ökologische Baubegleitung eingeschaltet worden. Viel zu spät, wenn im Herbst 2026 bereits „Baufreiheit“ durch Baumfällungen geschaffen werden soll. Das zeigt für uns den niedrigen Stellenwert, den die oben beschriebenen Zusammenhänge im Denken der Senatsverwaltung haben. Darum müssen wir auch zum Thema Artenschutz und biologische Vielfalt Druck aufbauen!
Weiterführende Links:
Höhlenbäume im urbanen Raum – Teil 2, Leitfaden
Magistrat der Stadt Frankfurt (Main), DBU
https://opac.dbu.de/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-26005_Leitfaden.pdf
Malte Joost: Warum uns Vögel so glücklich machen wie Geld, GEO
https://www.geo.de/natur/tierwelt/artenvielfalt-warum-uns-voegel-so-gluecklich-machen-wie-geld-30181566.html
Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt 2030+, Senatsverwaltung für Verkehr, Mobilität, Klimaschutz und Umwelt, Juni 2025 (!)
https://www.berlin.de/sen/uvk/natur-und-gruen/biologische-vielfalt/berliner-strategie-zur-biologischen-vielfalt-2030
Bildquelle: Bürgerinitiative Lebendige Torstraße
Texte: Bürgerinitiative Lebendige Torstraße mit engagierter Unterstützung fachkundiger Menschen (Herzlichen Dank!)
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